Neues aus dem Nutztiersektor Aktuelle Projekte
ABS – Ackerbeweidung mit Schafen
Mit diesem Forschungsvorhaben sollen Methoden geprüft und getestet werden, wie die Beweidung mit Schafen in das System ökologischer Ackerbau integriert werden kann. Im Mittelpunkt stehen folgende Aspekte zur Optimierung:
a) Auswahl geeigneter Zwischenfruchtmischungen, welche sich aus Sicht der Tierernährung, Tiergesundheit sowie in ihrer Wirkung bzgl. Vorfruchtwirkung, Erosionsschutz und Bodengesundheit optimal ergänzen,
b) Eindämmung von Pflanzenkrankheiten und Bestockungsförderung der Hauptkulturen des Ackers durch Beweidung mit Schafen im Herbst,
c) Management-Optimierung der Beweidungssysteme hinsichtlich Vorbereitung, Dauer, Intensität und Zeitpunkt der Beweidung, Futterqualität, Witterung und Standortbeschaffenheit,
d) Gesundheitsmanagement der Schafe im System Ackerweide,
e) Ökonomische Bewertung der Ackerbeweidung für Ackerbau und Schafhaltung,
f) Entwicklung von Best-Practice Empfehlungen,
g) Aufbau einer mobilen App zur Vermittlung beweidbarer Ackerflächen und
h) Auswahl geeigneter Rassen nach systematischen Überlegungen mit Berücksichtigung der Förderung genetischer Ressourcen und Stärkung vielseitiger, robuster Rassen.
DairyChainEnergy – Entwicklung eines IT und Business Konzepts einer Energiemanagement-Plattform für die Wertschöpfungskette Kuhmilch
Ziel des Projektes ist die Konzeptionierung einer Energiemanagement-Plattform für die Wertschöpfungskette Kuhmilch ('DairyChainEnergy' Plattform). Mithilfe der Plattform sollen folgende Probleme aus der Praxis gelöst werden: (Echtzeit-) Transparenz zur Energie- und C02-Bilanz in der Wertschöpfungskette Kuhmilch, b) Reduktion von Energiekosten unter holistischer Betrachtung des Milchviehbetriebs und c) Verbesserung der Absatzmöglichkeiten für Eigenstrom des Milchviehbetriebs.
DeTail – Detection of Tail Biting
Um bestehende Beobachtungslücken zwischen Kontrollgängen zu schließen, Einzeltiere stärker in den Fokus der täglichen Kontrolle zu rücken und die personengestützte Tierbeobachtung objektiv zu unterstützen, wächst auch in der Schweinehaltung das Interesse am Einsatz digitaler Assistenzsysteme zur automatisierten Früherkennung von Auffälligkeiten im Stall. Ziel des Projektes ist es, eine Web-App zu entwickeln, die auf Grundlage bekannter Frühindikatoren auf Buchtenebene als Frühwarnsystem für das Schwanzbeißen in der landwirtschaftlichen Praxis verwendet werden kann. Landwirtinnen und Landwirte können mit Hilfe des Frühwarnsystems frühzeitig und gezielt auf ein erhöhtes Schwanzbeißrisiko bei ihren Tieren aufmerksam werden und schnell mit geeigneten Gegenmaßnahmen reagieren.
DigiOekoRegio – Entwicklung eines integrativen Konzepts für den Aufbau einer digitalen Infrastruktur zur logistischen Optimierung einer ökologischen regionalen Fleischproduktion
Das Ziel von DigiOekoRegio ist es, ein modellhaftes Konzept einer Region mit ökologisch erzeugtem Fleisch innerhalb der Wertschöpfungskette Rindfleisch zu entwickeln. Am Beispiel der Modellregion BB soll einerseits die regionale Erzeugung von (Bio-) Lebensmitteln tierischer Herkunft gesichert und andererseits Regionalität mit Tierwohl sowie sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit verknüpft werden. Eine (Bio-)Region einer Lebensmittelkette soll von der Erzeugung bis zur Verarbeitung so vernetzt werden (Wertschöpfungskettennetzwerk), dass ausreichender Zugang und Transparenz zwischen allen Akteurinnen und Akteuren besteht. Durch die Unterstützung einer digitalen Lösung soll die Effektivität und Attraktivität von kleinen Schlachthöfen bzw. (teil-)mobilen Schlachtstätten gesteigert und damit die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltiger gestaltet werden. Die Integration von Digitalisierung und Netzwerkbildung unter Einbindung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozial nachhaltigen Anforderungen an die Wertschöpfungskette wird als ganzheitlicher Ansatz für die Konzeptentwicklung betrachtet. Durch die Optimierung der Schlachtlogistik soll es zu einer Verminderung des CO2-Ausstoßes und gleichzeitig einer Erhöhung der Biosicherheit in der ökologischen Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft kommen. Überregionale Kreuzkontaminationen der Tiere können verringert werden. Auch sollen bislang konventionell erzeugende Landwirtschaftsbetriebe durch Transparenz und einfache Vernetzung zur Umstellung auf ökologische Erzeugung motiviert werden. Das modellhaft für BB zu entwickelnde Konzept einer 'DigiOekoRegio' soll perspektivisch bundesweit übertragbar sein.
INNO_DES – Innovationen im Desinfektionsmanagement zur Steigerung der Kälbergesundheit
Unter den aktuellen Haltungs- und Managementbedingungen sterben ca. 10 % aller Kälber vor dem 4. Lebensmonat und die Behandlungshäufigkeiten mit Antibiotika liegen über den empfohlenen Richtwerten. Meist sind lokale oder systemische Infektionskrankheiten die Ursache. Hinsichtlich der Hygiene kann ein effektives Desinfektionsmanagement Infektionskrankheiten vorbeugen, Infektionsketten unterbrechen und somit zu einem besseren Gesundheitszustand vieler Kälber beitragen. Dessen nimmt sich das Vorhaben 'INNO_DES' an und arbeitet an der Entwicklung einer innovativen Desinfektionsmaßnahme und eines verbesserten Desinfektionsmanagements für den Kälberbereich. Es ist ein Ziel, die bakteriell, viral und parasitär bedingten Erkrankungen von Kälbern und Jungrindern durch den zielgerichteten, wirkungsvollen Einsatz möglichst geringer Desinfektionsmittelmengen zu reduzieren. Hierzu wird ein innovatives schaumbasiertes Verfahren zur Desinfektion von Kälberboxen und -iglus weiterentwickelt sowie ein System zu Wirksamkeitsprüfungen unter Praxisbedingungen entwickelt. Darüber hinaus soll basierend auf den Desinfektionsmittellisten der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) eine App als Entscheidungshilfe-Tool entwickelt werden, die es ermöglicht, schnell, unkompliziert und eindeutig für die jeweilige infektiologische Problemstellung geeignete Desinfektionsmittel mit den entsprechenden Anwendungskonzentrationen und -zeiten zu ermitteln.
InnoKalb – Innovativer Data-Science-basierter Ansatz zur Gesundheitsüberwachung bei Kalb und Jungrind über die gezielte Verknüpfung praxisrelevanter digitaler Daten und die Etablierung neuartiger Benchmarking-Parameter
Ziel des Vorhabens ist es mit einer auf daten-technischen Neuentwicklungen aufbauenden Erweiterung der bereits bestehenden und in der Praxis verbreiteten Apps der Landeskontrollverbände Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg neue Ansätze zur Dokumentation und zur Überwachung der Gesundheit bei Kälbern und Jungrindern praxisrelevant zu erforschen und zu entwickeln. Damit wären auch die korrelierenden weiteren biologischen Leistungen als spätere Milchkuh bzw. Masttier nutzbar und könnten das Bewusstsein der Milchviehhaltenden langfristig für ihre Jungtiere stärken. Anhand der gezielten Zusammenführung von manuell, automatisch und halbautomatisch erfassten Daten bei den Kälbern sowie historischen Daten bezüglich Milchleistung, Zucht und Tiergesundheit sollen neuartige Analyseansätze und Benchmarkingparameter im InnoKalb-Tool zur Entscheidungsunterstützung im Kälbermanagement beitragen. Eine verbesserte Kommunikation zwischen den jeweiligen tierhaltenden Betrieben im Sinne des Tierwohls und der Tiergesundheit sowie zur Schaffung von Ansätzen für Kooperationsmodelle ist ebenfalls Ziel des Projektes.
Jungviehmodul – Integration von Daten in ein innovatives Managementsystem auf Basis von HERDEplus® zur Verbesserung der Kälbergesundheit in deutschen Milchviehbetrieben
Der Einsatz von Sensortechnologie ermöglicht es, durch Überwachung des Tierverhaltens die Kälbergesundheit und das Aufzucht-Management auf Milchviehbetrieben zu verbessern und den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Hierbei bietet die automatisierte Tränketechnik eine besondere Möglichkeit, da hier im Vergleich zu den adulten Kühen, Aussagen über die Futteraufnahme getroffen werden können. Zusätzlich ist gefordert, dass speziell der Verbrauch von antimikrobiell wirksamen Substanzen in allen Tierproduktionssystemen erfasst wird (VO EU 2019/6). Hierzu gibt es bisher keine guten Lösungen im Bereich der Milchviehhaltung und Färsenaufzucht. Ziel dieses Projektes ist es, die Informationen, die im Rahmen der Kälber- und Färsenaufzucht entstehen, zu kombinieren und so aufzubereiten, dass Landwirtinnen und Landwirte diese einfach nutzen und in ihr Herdenmanagement integrieren können, um den Medikamenteneinsatz zu reduzieren und damit die Aufzucht effizienter und ressourcenschonender zu gestalten. Zusätzlich soll die Dokumentation von Krankheiten und Behandlungen erleichtert werden.
MoND – Erweiterung der Monitoring-Plattform für die Nutzung digitaler Technologien in der bayerischen Landwirtschaft
Um den digitalen Transformationsprozess in der bayerischen Landwirtschaft zu unterstützen, sollte der Einsatz digitaler Technologien bei den Landwirtinnen und Landwirten in sinnvollen Zeitabständen erfasst und mögliche Vorbehalte ergründet werden. Ein an der LfL entwickeltes dynamisches Untersuchungssystem (Monitoring-Plattform) ermöglicht es, die Nutzung einzelner digitaler Technologien zu messen. Es aggregiert die Sichtweisen von Landwirtinnen und Landwirten in den Regionen Bayerns. Die gewonnenen Informationen können sowohl der Praxis als auch den Entwickelnden und Herstellenden dieser Technologien, insbesondere aber den Förder- und Beratungsorganen wichtige Hinweise geben. Die Ergebnisse werden aktuell und auf unterschiedlichen Ebenen und Formen des Wissenstransfers bereitgestellt, im Schwerpunkt mittels eines interaktiven dynamischen Online-Tools auf dem LfL-Datenportal (Dashboards) zur individuellen Abfrage von Informationen.
Process Pig
Ziel ist die Entwicklung eines Monitoringwerkzeuges von Verhaltensmustern in freibelüfteten Schweineställen mit baulich getrennten Funktionsbereichen in Abhängigkeit der klimatischen Bedingungen. Durch diese sensor- und verhaltensorientierte Überwachung können tierwohlangepasste Haltungsbedingungen und eine Reduktion von Ammoniakemissionsflächen gefördert werden. Mit der Entwicklung eines Werkzeuges zum Monitoring soll eine Hilfestellung für die tägliche Tierkontrolle und für die Steuerung der klimatischen Bedingungen im Stall geschaffen werden. Neben verschiedenen Sensoren wird das automatisiert erfasste Verhalten der Schweine der zentrale Indikator für die Bewertung der tierwohlorientierten, klimatischen Bedingungen und dient damit der Ursachenforschung beim Nichteinhalten von Funktionsbereichen. Basierend auf Videodaten und mit Hilfe von Methoden des maschinellen Lernens wird das Tierverhalten erkannt und für die Erstellung von Prozessmodellen zur Einordung verschiedener Verhaltensweisen in zeitlicher und räumlicher Auflösung genutzt. Abweichungen von diesem Verhalten werden erkannt und in übersichtlicher Form als Hinweis- und Alarmmeldung den Nutzenden zur Verfügung gestellt.
Tierschutz erLeben – Erstellung einer virtuellen Lehr-/Lernumgebung zum besseren Verständnis von Tierschutz von Rindern und Schafen im Rahmen der beruflichen Bildung
Das primäre Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung eines Online-Lehr-/Lernangebots für Studierende der Fachrichtung Agrar- und Nutztierwissenschaften, Schülerinnen und Schüler von Fachschulen, Auszubildende und (Hobby)Nutztierhaltende. Auf Grundlage einer interaktiven, aktuellen Lernlandkarte und eines Simulationsspiels werden Lernbausteine zu Grundlagen des Tierschutzes und des Herdenmanagements von Rindern und Schafen zur Auswahl gestellt, die spielerisch angewendet, analysiert und bewertet werden können. Das e-learning Angebot kann komplett eigenständig im Selbststudium oder integriert in eine Lehrveranstaltung im Sinne eines Baukastensystems eingesetzt werden. Aufgrund des Open Educational Resources Prinzips können einzelne Bausteine ebenfalls eine hilfreiche Ergänzung zu Fort- und Weiterbildungen von Lehrenden, fachlich Interessierten und anderen Zielgruppen darstellen. Das Projekt wird einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung des Wissenstransfers im Bereich Tierschutz von Rindern und Schafen leisten.